Us Moddersprak nicht ganz vergeeten

Ein plattdeutsches Gedicht von Inge Blume

(10. Februar 2020)

 

Inge Blume geborene Bredemeier hat am Bredemeier-Sippentreffen in Uchte teilgenommen und mehrere Kinderbücher ins Ostfälisch Platt übersetzt, beispielsweise „Maxi op de Jagd“, erschienen 2019 im Büchsi-Verlag (Schweitenkirchen). Das folgende Gedicht wurde auch von ihr geschrieben.

 

De Tien ännert sick

 

Kört Plattdütsch man in´t Radio –
denn hör eck geern mal´n beten tou.
Dor hew eck an min Vaddern dacht -
dee hat mol seggt und dorbie lacht:
„Mit Plattdütsch is das sone Saoke -
dat is ne echte Mudderspraoke.
Wer dat nich von sin Muddern lehrt,
de maokt sin lewe lang varkehrt.“

 

Un wenn wi et upschriewt – läwe Tied –
is et bit richtig läsen wiet.
Denn dortau brukt wi dän „Akzent“,
wie man dat woll up Hochdütsch nennt.
Eck finn dat aber ganz varkehrt,
dat öwerall man anners kört.

 

Geborn bin eck in Mönkehagen, am „Brunner Barge“ up de annere Siet,
wo man von Säulenhus un dän Saurierfährten ut dän „Wittekinds Barg“ und dän „Kaiser Wilhelm“ süht.

 

Dat ierste, wat eck höre, na miene Geburt, wörn Mönkehäger-Plattdütsche Wöre.

 

Un as eck was so veer bet seeben,
möst eck än poor Johr in Verden lewen.
Dat lag jo balle vör dä Dör – doch eck käm beistig frömd mi vör.
Obwohl eck dor ok Plattdütsch kören könn,
höre seck väles doch ganz anners an.

 

Ne „Kauh“ is ne „Koh“ un en „Stiert“ is en „Stert“
un wat „verkiehrt“ is is „verkeert“.
Anstatt „hei gaoth“ seggt man „hä geiht“
und veeles is hier ümmedreiht.
Nu fragt eck mi: „Wie geiht dat tou?“
Un eck erkläre mi dat sou.

 

In den olen Tien hat et woll geben -
dat jedet Dörp lewe sein ägen Lewen.
Mok man sick up, up Schausters Rappen
mal na de neegste Stadt to tappen,
dann dure dat dree, veer Stunn´n,
bet dat man deen Stadtrand har funn´n.
Wän könn dat wunnern – so wiet weg -
dat man dort anners kört, na segg!

 

Wi Kinner mösst Hochdütsch leern,
um mit de Städters tour verkeehrn.
Von de wulln wi so veel weeten,
do hät sei ör Mudderspraak vergeten.
Mit Plattdütsch wör dat jümmer leger,
dor brukt man vandage nen „Volkstumspfleger“.

Reis hüte Du mal twei drei Stunn,
denn hast een anner Land all funn.
Mit en Flieger von Hannover ut,
dann stigt man in Paris woll ut.
Na London is dat ok nich wiet -
Du sühst, so ännert seck dä Tiet.
Französisch, englisch – spanisch woll sogar,
das möt wi leern, dat kört man daor.

 

Use Oma un Opa hörn geern Blasmusik und danzen Polka un Galopp.
Een Likör drunk Oma un Opa drunk nen Sluck.
Hüt gaht de Enkels as Teenager un Twen
erst halbich Twölwe na de Disco hen.
Dor giwt et „Drinks“ – ok „on the rocks“ – un danzt ward „Rock´n roll un Beat“.
Sühst woll – so ännert sick de Tiet!

 

Nu is dat jo wohrhaftig wichtig, dat wi mit Nahwers gaut vakeert
un von ehr so manchet leehrt.
Blos dröft wi dorbi – dat schölln wie weeten,
uns Modderspraak nich ganz vergeeten.

 

Süss hört wi bald – dat schast maol seihn -
ok Hochdütsch blos noch in Heimatverein.