(eingestellt am 4. April 2019)
Kirchenbücher geben heutzutage vor allem dürre Strukturdaten wieder, die Daten zu Geburten, Heiraten und Todesfällen. Aber wie Gerda Bredemeier bei ihrem Studium der Kirchenbücher von Hartum und Nordhemmern (Kreis Minden) lernte, ließen sich Pastöre bei ihren Eintragungen im 19. Jahrhundert besonders bei Todesfällen gelegentlich zu Schilderungen von Lebensläufen sowie zu Kommentaren und entschiedenen Beurteilungen verleiten. Zu ihrer Entschuldigung sei gesagt, dass die damaligen Pfarrer die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nicht kannten. Bei der Lektüre wird deutlich, wie groß die wirtschaftlichen Nöte und wie kurz und gefährlich das Leben noch vor wenigen Generationen war, ganz besonders für Frauen im Kindbett und neugeborene Kinder. Im Folgenden einige Beispiele für Pastorenzitate.
Aus dem Kirchenbuch von Hartum
Pastor Caemmerer aus Sachsen
geboren am 31. Juli 1797 – gestorben am 10. Mai 1859
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1818 – 1822 vier Jahre an der Universität Halle
1823 Hauslehrer in Hamburg
1824 – 1829 Konrektor am Gymnasium in Minden
10. Mai 1829 als Pfarrer in Eidinghausen ordiniert
14. Oktober 1839 Pastor in Hartum
Seine Freundlichkeit und Leutseligkeit gewannen ihm unser aller Herzen. Er war ein treuer Hirte und ein Vorbild seiner Herde, die ihn nie vergessen wird.
Schulinspektor – Ehre durch königliche Regierung – zahllose Leidtragende bei seiner Beerdigung
Heirat zu Minden am 28. Dezember 1824 mit Charlotte Wilhelmine
Auguste Bünte, Tochter des Landrentmeisters Georg Bünte
geboren am 6. Februar 1807 – gestorben am 10. November 1854
Die Entschlafene hatte mehrere Jahre schwer gelitten und bitter gekämpft. Der Himmel werde ihr teil.
Tochter Fanni Bertha Auguste, geboren am 5. Februar 1830, Heirat am 23. Mai 1861 mit Ernst Georg Heinrich Frese, Lehrer in Hille – Tochter Anna Maria Elisabeth Friederike Sophie Auguste, geboren am 1. November 1847, gestorben am 14. November 1848
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Pastor Georg Heinrich Wilhelm Erdsiek
gestorben am 25. Juni 1837 mit 48 Jahren
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Vater kam 1795 als Prediger nach Minden – 1811 wurde er Prediger in Hartum – Der Sohn studierte
Theologie an den Universitäten Halle und Göttingen. „Nach Vollendung seiner Studien wurde er 1 Jahr Hauslehrer. 1810 zu Michaelis kam er als Konrektor ans Gymnasium zu Herford. Sein Vater,
der 1811 als Prediger nach Hartum gekommen war, fing 1815 an zu kränkeln und wurde von ihm nun unterstützt. Nach des Vaters Tode, der 1816 im November erfolgte, erbat sich ihn die ganze
Gemeinde, die ihn von der vorteilhaftesten Seite kennengelernt hatte, zum Seelsorger. Ihre Bitte wurde erfüllt, und der Verstorbene wurde 1817 hier ordiniert. Beinahe 20 Jahre lang war er
hier Prediger. Er hat seinem Amte mit gewissenhafter Treue vorgestanden. Er war nicht nur ein guter Hirte, sondern auch ein Vorbild seiner Gemeinde, die in ihm viel verlor.“
Dorothea Louise Amalie Fischer
geboren am 19. März 1839 – gestorben am 11. Juli 1859
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Totgeborene Tochter auf freiem Felde vor Hartum.
Vater unbekannt; die Mutter führt einen ganz unsittlichen Lebenswandel.
N. Heine
gestorben am 28. Oktober 1838 mit circa 45 Jahren
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Bei Nummer 104 im Wirtshaus beim Gastwirt Schnittker untergekommen.
Der Verstorbene wurde krank als ein Hollandgänger auf einem Wagen hierhergebracht, sollte durch eine
Gemeindefuhre weiterbefördert werden und starb unterdessen. Nach Erkundigung aus Kleinenbremen von Nr. 50 gebürtig, 1813 als Landwehrmann nach Frankreich marschiert, desertiert, seitdem keine
Nachricht, keine Verwandten. Die Stätte ist in fremden Händen.
Johann Heinrich Kampmann
geboren am 1. Dezember 1785 in Steinhagen – gestorben am 24. November 1857
Der Verstorbene war, 20 Jahre alt, Soldat geworden, später als Offizier im Garnisondienst in Minden
und pensioniert, seit 17 Jahren hier wohnhaft. Hinterlässt eine großjährige Tochter, welche zu Potsdam im Gefolge Ihrer Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Carl sich befindet.
Friedrich Wilhelm Könemann, Schuhmacher
geboren am 20. Dezember 1823 – gestorben am 18. Mai 1859
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Sohn von Peter Heinrich Könemann, Knecht
1856 Bremser bei der Köln-Mindener-Eisenbahn
Unglücksfall. Der Verstorbene war zwischen zwei Wagen gekommen und zerdrückt. Er starb im Krankenhaus
nach drei Stunden.
Eduard Adolf Meyer, Bäcker
geboren am 22. September 1832 – gestorben 1858 in New York
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Heirat am 23. November 1856 mit Louise Wihelmine Auguste Förster
Künftig wohnhaft in New York in Nordamerika, wohin er bald nach der Trauung abreiste.
Tochter Auguste Thekla Thusnelda, geboren am 26. Februar 1858
Das Kind, dessen Eltern hier Anno 1856 getraut worden sind und dann nach New York zogen, war dort geboren. Die Mutter war im Wochenbett gestorben. Das Kind, ¾ Jahr alt, hierher zu den Großeltern gebracht, wo es die heilige Taufe erhielt.
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Johann Georg Pregel, Kaufmann in Manchester
Geboren am 19. Januar 1808
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Heirat am 4. Februar 1839 mit Julie Cahen, Tochter von Bernhard Cahen, Kaufmann in Elberfeld, jüdischer Konfession
Zur evangelischen Kirche durch die Taufe übergetreten
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Peter Heinrich Rasche, Mietsmann, Nr. 8
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Heirat am 27. Mai 1860 mit Engel Caroline Christine Riechmann, Tochter von Friedrich Wilhelm Ehrenreich Riechmann
Der Vater der Braut hat die Einwilligung versagt, und, nachdem selbige Personen ein Jahr lang im Konkubinat gelebt, haben sie die Einwilligung gerichtlich erwirkt. Die Zukunft wird es lehren, ob auf solcher Ehe Gottes Segen ruhen kann.
Sie hatten drei Kinder:
Christine Louise Caroline, geboren am 22. Oktober 1859
Engel Caroline Elisabeth, geboren am 3. August 1861
Christian Heinrich, geboren am 9. Februar 1864 _________________________________________________________________________________________________
Johann Heinrich Christian Bredemeyer, Heuerling
geboren: 11. September 1821 – gestorben: 17. Juli 1846
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Heirat am 1. Mai 1842 mit Anne Christine Dorothee Röthemeyer
Töchter Christine Caroline Amalia, geboren am 1. April 1843
Engel Christine, geboren am 1. Januar 1846
Er ist in Holland gestorben, wohin er zur Arbeit im Frühjahr gegangen ist.
Aus dem Kirchenbuch von Nordhemmern
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Carl Friedrich Dräger, Grenzaufseher – gebürtig aus Friedberg in
der Neumark – gestorben am 14. November 1837 mit circa 45 Jahren
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Er war am 1. November nach Nordhemmern versetzt und ist daselbst nur 3 Tage gesund gewesen.
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Carl Friedrich Grannemann, Heuerling
gestorben am 20. September 1839
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Neubauer Nummer 94
Der am 2. 5. 1839 nach Amerika Ausgewanderte hatte beabsichtigt, die Seinigen von hier bald nachzuholen, starb aber vor ausgeführtem Entschluss und ließ die Seinen in Dürftigkeit zurück. Die Neubauerei Nr. 94 war zur Deckung der Reisekosten vorher verkauft.
3 Kinder